Von Wildbeuter zu Bauer zu Wissenschaftler

Beginnend vor über 70.000 Jahren beschreibt Yuval Noah Harari in Eine kurze Geschichte der Menschheit auf gewohnt humorvolle und sehr eingängige Art und Weise von der Entwicklung des einflussreichsten Säugetiers aller Zeiten – dem Homo sapiens. Nachdem der Homo sapiens eben noch durch die Wildnis streifte und sich von wilden Pflanzen und Tieren ernährte, entwickelt er sich im Laufe des Buches rasch zum Atombomben bauenden Ökonomen.

So gibt Harari eine hervorragende Übersicht über den Menschen, wie er als Wildbeuter vor vielen Tausenden Jahren lebte, aber eben auch, wie sich dieser so faszinierend zu dem entwickelte, was er heute ist. Dabei behandelt er die drei größten Revolutionen unserer Art: die kognitive, die landwirtschaftliche und die wissenschaftliche. All das wird aus der Perspektive der verschiedensten Disziplinen (von der Biologie, Geschichte und Religion bis hin zu Politik, Wissenschaft und Wirtschaft) beleuchtet, wobei ihre jeweilige Verzahnung und gegenseitige Bedingung aufgezeigt und nachvollziehbar gemacht wird.

Ein Reiseführer unseres menschlichen Daseins

Eine kurze Geschichte der Menschheit sollte jeder mindestens ein Mal gelesen haben. Als normal gebildeter Mensch, der halbwegs aufmerksam dem Schulunterricht folgte, hat man über die Jahre ein Grundwissen in den einzelnen Fächern aufgebaut. Oft bleibt dieses aber in den jeweiligen Schubladen und man findet nur wenige interdisziplinäre Verknüpfungsansätze. Harari gelingt es, ein richtiges Netzwerk aus den ganzen Zusammenhängen zu knüpfen, welches erklärt, warum Dinge zu bestimmten Zeitpunkten so gekommen sind. Harari schafft es dabei, diese Zusammenhänge im Sinne eines Überblicks gut greifbar und abstrakt aufzuzeigen, geht dort, wo es notwendig und möglich ist, aber dennoch in die Tiefe. Dabei werden oft auch direkt Fragen beantwortet, die beim Lesen aufkommen. 

Um dem Buch folgen zu können, muss man kein Wissenschaftler, Historiker oder Politiker sein. Eine kurze Geschichte der Menschheit richtet sich an “die breite Masse”, und selbst wenn einem einige Fakten bereits bekannt sind, wird man im nächsten Satz mit einer (manchmal ganz subtilen) Erkenntnis überrascht.

Mir hat das Buch sehr geholfen, viele neue Zusammenhänge herzustellen und die Geschichte des Menschen in einen anderen Kontext zu setzen. Für mich persönlich sind die letzten 3.000 Jahre historisch mit recht viel Wissen unterfüttert. Was die Jahre davor angeht, war die Entwicklung des Menschen für mich jedoch recht schwammig. Eine kurze Geschichte der Menschheit schließt Wissenslücken und gibt dazu noch ein Grundverständnis für viele Bereiche mit. Meine persönlichen Highlights waren die Erkenntnisse zur landwirtschaftlichen Revolution, die gar nicht so positiv war, und das Kapitel zu poly- und monotheistischen Religionen.

Der Homo sapiens hat mittlerweile so viel Wissen und Erkenntnisse angehäuft, dass es für den Einzelnen eine Herausforderung ist, den Überblick zu bewahren. Eine kurze Geschichte der Menschheit gleicht einem Reiseführer durch unser menschliches Dasein, der uns erklärt, warum wir so sind, wie wir sind, und wohin wir uns noch entwickeln könnten.

Bibliografische Angaben

Titel: Eine kurze Geschichte der Menschheit
Autor: Yuval Noah Harari
Genre: Populärwissenschaft
Verlag: Pantheon Verlag
ISBN: 978-3-570-55269-8
Erscheinungsjahr: 2015
Format (Umfang): Taschenbuch (528 Seiten)