Auf der Suche nach der Vereinheitlichung der Physik

Die Physik bzw. die Wissenschaft strebt nach einer Theorie, die das Universum in seiner Gesamtheit beschreiben und erklären kann. In Hawkings Eine kurze Geschichte der Zeit wird genau diese Kernthematik beleuchtet, indem auf die großen Theorien der Physik wie die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik eingegangen wird und vordergründig die Konstrukte Zeit, Raum und das Universum mit seiner Beziehung zur Zeit beleuchtet werden.

Stephen Hawking behandelt in den zwölf Kapiteln Unsere Vorstellung vom Universum, Raum und Zeit, Das expandierende Universum, Die Unschärferelation, Elementarteilchen und Naturkräfte, Schwarze Löcher, Schwarze Löcher sind gar nicht so schwarz, Ursprung und Schicksal des Universums, Der Zeitpfeil, Wurmlöcher und Zeitreisen, Die Vereinheitlichung der Physik und dem Schluss physikalische Themen mit wissenschaftlichem Tiefgang. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Thema Zeit, welches unweigerlich mit all den anderen Themen verbunden ist. Die Texte werden sporadisch mit Zeichnungen und Abbildungen zum besseren Verständnis ergänzt.

Anspruchsvoll und aufschlussreich zugleich

Der Titel von Eine kurze Geschichte der Zeit erweckt den Eindruck, eine kleine, entspannte Betrachtung unseres Verständnisses von Zeit zu vermitteln. Hawkings Buch ist jedoch viel mehr als eine entspannte und leicht verdauliche Erzählung. Man erhält Antworten auf komplexe physikalische Fragen, die auf den ersten Blick über das Thema Zeit hinausgehen, bei näherer Betrachtung jedoch unweigerlich genauso mit ihr verbunden sind – angefangen bei verschiedenen Dimensionen, der Entstehung des Universums, Singularitäten, Stringtheorien bis hin zur Unschärferelation. 

Das Buch ist keine Lektüre, die man mal eben nebenbei lesen kann. Um das Beste aus dem Buch für sich mitzunehmen, braucht es Nervenstärke, Konzentration und Aufmerksamkeit, denn die Informationsdichte ist immens. Man braucht Zeit, um alles erfassen und verarbeiten zu können. Eine kurze Geschichte der Zeit komplett ohne Hintergrundwissen zu Physik und angrenzenden Wissenschaften lesen und verstehen zu wollen, ist herausfordernd. Ich bin mir jedoch sicher, dass jeder Leser neue Erkenntnisse und Wissen aus dem Buch erlangen kann, ohne jedes Detail zu verstehen, denn Hawking baut immer wieder Analogien und Metapher ein, die das Verständnis deutlich erleichtern. Zudem lockert Hawking etwas trockenere Themen ab und zu mit seinem humorvollen Erzählstil auf und gibt amüsante Einblicke in sein Leben.

Spannend ist letztlich auch zu sehen, wie sich die Wissenschaft seit der Erscheinung des Buches weiterentwickelt hat. Einige Fragen, die sich Hawking im Buch stellt, sind mittlerweile beantwortet und Annahmen wurden bestätigt. Auch wenn das Buch somit nicht auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft ist, sind die Grundlagen so hervorragend aufbereitet, dass es dennoch ein großer Zugewinn ist.

Für mich handelt es sich bei Eine kurze Geschichte der Zeit um ein Buch, welches man unbedingt auf seine “Bücher-die-man-in-seinem-Leben-gelesen-haben-sollte”-Liste setzen sollte.

Bibliografische Angaben

Titel: Eine kurze Geschichte der Zeit
Autor: Stephen W. Hawking
Genre: Populärwissenschaftliche Literatur
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3-499-62600-5
Erscheinungsjahr: 1991, Neuausgabe 2011
Format (Umfang): Taschenbuch (272 Seiten)