Vom Genie und Entdecker des Zusammenhangs

Kaum ein Satz kommt in Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur häufiger vor, als die Erkenntnis, dass Humboldt immer einen Zusammenhang suchte und der Ansicht war, dass alles miteinander verbunden sei. Vorab: Mit Recht.

Andrea Wulf hat eine Biografie eines der größten Genies seiner Zeit geschaffen, welche sich locker und unterhaltsam lesen lässt und dem Leser neben Humboldt, der zahlreiche wissenschaftliche Zusammenhänge erschloss, zahlreiche geografische, politische und biologische Zusammenhänge aufzeigt und damit verdeutlicht, wie grandios Humboldts Handeln und Denken wirklich war.

Die Natur als großes Ganzes – vom Chimborazo zum allumfassenden Kosmos

Beginnend bei Humboldts Kindheit ist das Buch in Kapitel verschiedener Lebensphasen bzw. -orte gegliedert. So wird man durch das Leben des jungen Humboldts, der seine erste Reise nach Südamerika antritt, bis hin zum alten Humboldt und seiner Expedition nach Russland geführt. Dabei werden auch seine vielen Veröffentlichungen thematisiert, welche er in den Phasen zwischen den Reisen erarbeitete – bis hin zum umfassenden Meisterwerk, dem Kosmos, welches er in seinen letzten Lebensjahren veröffentlichte und in dem er all seine Erkenntnisse vereinte. 

Angereichert ist die Biographie mit zahlreichen Zeichnungen, Illustrationen und Karten. Von den insgesamt 560 Seiten des Buchs sind über 120 Seiten Anhang, welche weitere Informationen beinhalten bzw. die aufgeführten Quellen belegen.

Von Goethe bis Darwin

Neben Humboldt wird vor allem auch auf Goethe, einem seiner engen Freunde, und Darwin, welcher sich maßgeblich von Humboldt inspirieren ließ, Bezug genommen. In Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur werden zudem viele weitere Beziehungen von Humboldt zu anderen Personen aufgezeigt. Es wird dargelegt, welchen starken Einfluss Humboldt auf das Wirken von bekannten Persönlichkeiten hatte, was vielen Lesern sicher nur vage bewusst gewesen sein dürfte. So gibt es beispielsweise viele Analogien zwischen Goethes Faust und Humboldts Person, während wohl auch Darwin ohne Humboldt als sein Vorbild nicht zu seiner bahnbrechenden Evolutionstheorie gelangt wäre.

Das Universalgenie

Andrea Wulf ist mit Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur eine Biografie gelungen, die ihresgleichen sucht. Sie beschreibt Humboldts Leben mit so viel Faszination und Tiefe, dass man sich vorstellen kann, selbst in dieser Zeit zu leben und Teil der ganzen Erkenntnisse und Entdeckungen zu sein. Politische und historische Handlungen werden verständlich erklärt und so elegant eingeflochten, dass man sein Wissen über diese Zeit über das gesamte Buch hinweg ständig ausbaut. Dieses Buch sollte für jeden spannend sein, der sich von Nachhaltigkeit, Wissenschaft, Natur und großen Zusammenhängen im Generellen vom mikroskopisch Kleinen bis zum allumfassend Großen faszinieren lässt.

Bibliografische Angaben

Titel: Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur
Autor: Andrea Wulf
Genre: Biografie
Verlag: Penguin Verlag
ISBN: 978-3-328-10211-3
Erscheinungsdatum: 2018
Format (Umfang): Taschenbuch (560 Seiten)